Feuerwehrfest für den Bezirk Steinburg
Am 11. März 1907 trafen sich Vertreter der Wehr und der Stadt unter Leitung von Bürgermeister Wendland. Es wurde beschlossen, den Feuerwehrtag am 30. Juni oder am 7. Juli durchzuführen, falls einer dieser Tage Artilleristentag ist. Es wurde gewählt ein de.. schäftsführender Ausschuß, ein Empfangsausschuß, ein Aus. schmückungsausschuß und ein Finanzausschuß. Folgende Tagesordnung wurde verabschiedet: 1. 06.00 Uhr Weckruf. 2, Empfang der auswärtigen Gäste, 3. Ausgabe der Festpapiere in Näthers Gasthof, 4. Beginn der Verhandlungen um 10.00 Uhr im Kaisersaal, 5. um 12.30 Uhr nach Schluß der Verhandlungen gemeinsames Mittagessen in der Tonhalle (RM 2,— ohne Weinzwang), 6. Antreten der Freiwilligen Feuerwehr um 14.30 Uhr bei der Tonhalle zum Festmarsch nach dem Übungsplatz bei Clausthal, 7. Schulübung und Manöver der Freiwilligen Feuerwehr Kellinghusen, 8. Konzert auf dem Festplatz Clausthal, 9. abends 20.00 Uhr Ball in der Tonhalle, Näthers Gasthof und Kaisersaal. Eintrittsgeld: Feuerwehrleute mit einer Dame 50 Pfennig für alle Vergnügungen. Für Konzert und Ball RM 1,—. für alle Nichtfeuerwehrleute mit einer Dame. Für eine Dame 50 Pfennig, zum Konzert 30 Pfennig.
Einladungen sollen erhalten 1. die Stadtvertreter, 2. die Sparkasse, 3. der Hauptmann der Pflichtfeuerwehr Karl Elsner, 4. die Mitglieder der Westphalschen Fabrikfeuerwehr und die sozialen Mitglieder.


1. Weltkrieg
Es war nicht leicht, mit den wenigen, nicht zum Wehrdienst eingezogenen, meist älteren Männern, den Feuerwehrdienst aufrechtzuerhalten und größere Feuer zu bekämpfen sowie die vielen Schwierigkeiten der Kriegsfolgen zu meistern.
Als Opfer des 1. Weltkrieges trauert die Feuerwehr um ihre Kameraden:
Andreas Ahmling, Claus Fölster, Willy Hay, Otto Harder, Willy Kloppenburg, Max Köhncke, Michaelis, Wilhelm Schulz, Amandus Schack.

 


50jähriges Jubiläum und Kreisfeuerwehrtag
Besonders erwähnenswert ist sicherlich die Tatsache, daß diese Veranstaltungen nicht nur von der Wehr ausgerichtet worden sind, sondern daß die Bürgerschaft ebenfalls einen Festausschuß gründete, um gemeinsam mit der Wehr dieses Fest zu feiern.


Am 16. Juli 1922 fand das Kreisfeuerwehrfest statt.
Der Festkommerz am Vorabend war hauptsächlich dem Jubiläum der Wehr gewidmet. In seiner Festrede hob Bürgermeister Strobel den Wert der Wehr besonders hervor. Einen geschichtlichen Abriß erhielten die Teilnehmer durch Hauptmann Nissen.


Der Zweckverband
Durch die Bestrebungen und Vorarbeiten von Landesbranddirektor Schmiedel und Landrat Göppert konnte 1924 für Kellinghusen und Umgegend ein Zweckverband zur Beschaffung und Unterhaltung einer Automobilfeuerspritze ge. gründet werden, welchem die Stadt Kellinghusen und zunächst 22 Landgemeinden beitraten. Als die Spritze, System Daimler, mit 1000 Meter Schlauch beschafft war, traten zwei weitere Landgemeinden dem Zweckverband bei. Durch die Anschaffung der Automobilfeuerspritze wurde die Schlagkraft der Wehr deutlich erhöht. Die Wehr bestand nun aus einem Automobilspritzenzug, 2 Handspritzenzügen und einem Leiterzug.


Verordnung des Regierungspräsidenten
Durch eine Verordnung des Regierungspräsidenten aus dem Jahre 1924 wurde die nachbarschaftliche Löschhilfe festgeschrieben. Bei einem Brand hat der Wehrführer sofort und ohne Aufforderung mindestens eine leistungsfähige Spritze mit Schlauchmaterial und den Bedienungsmannschaften als Hilfe abzusenden, wenn der Brandort nicht mehr als 5 Kilometer vom Standort der Pumpe entfernt ist. Die Feuerwehrleute haben die gleichen Pflichten wie beim Brand in der eigenen Gemeinde. Die Hilfe kann unterbleiben, wenn die Meldung eingeht, daß keine Hilfe erforderlich ist oder der eigene Bezirk durch ein Gewitter gefährdet erscheint.


Hoher Personalbestand
Im Jahre 1926 verfügte die Wehr über 85 aktive Mitglieder.


Ausschluß aus der Wehr
Am 1. Juli 1927 fand eine Kommandositzung statt, weil es fortwährend Schwierigkeiten zwischen dem Hauptmann und Brandwehrführer Fock und dem Führer der Motorspritze gab. Wiederholt waren seitens des Führers der Motorspritze grobe Verstöße gegen die Satzung, Dienstvorschriften und die Anordnungen des Hauptmanns vorgekommen, welche stets große Unzufriedenheit in der Wehr zur Folge hatten. Der Führer der Motorspritze wurde wiederholt auf seine Verstöße aufmerksam gemacht. In dieser Sitzung erklärte der Führer der Motorspritze, daß er sich zukünftig an die Vorschriften und Anweisungen halten werde. Bereits während eines Einsatzes am 18. Januar 1928 war das Verhalten des Führers der Motorspritze in aller Öffentlichkeit überaus ungebührend, da er wiederum gegen alle Vorschriften und Anweisungen verstieß. Eine vernünftige Zusammenarbeit schien ausgeschlossen. Trotzdem wurde auf einer Kommandositzung am 24.1.1928 noch einmal versucht, eine Einigung zu finden. Nachdem der entsprechende Kamerad demonstrativ die Sitzung verließ, wurde in geheimer Abstimmung einstimmig sein Ausschluß aus der Wehr beschlossen.


Gründung einer Jugendabteilung
Auf der Generalversammlung am 15. April 1929 wurde unter Punkt 7 der Tagesordnung über die Gründung einer Jugendabteilung beraten und deren Gründung dann beschlossen, da es sich als wichtig erwies, daß eine spezielle Ausbildung der Jungmannen unbedingt erforderlich war. Sie sollten den Zügen zugeordnet werden, aber eine einheitliche Grundausbildung erhalten.


Der Kirchenbrand
Unvergeßlich blieb wohl allen Kameraden der Wehr der große Kirchenbrand am Donnerstag, dem 25. Juli 1929 um 17.50 Uhr.
Wehrführer Fock gab später dazu folgenden Brandbericht:
Brandbericht Großfeuer in Kellinghusen
Am 25. Juli, 17 Uhr 50 Minuten ertönte das Feuerhorn, und es ging der Ruf von Mund zu Mund:
„Die Kirche brennt!” Die Feuerwehr war schon mit einigen Zügen innerhalb vier Minuten auf der Brandstelle erschienen, und man stellte fest, daß das Feuer bereits durch die Orgel in den 32 Meter hohen Turm hineingebrannt war. Der Stoßtrupp griff das Feuer mit 4 F und 4 B Apparaten an und versuchte, das Feuer bis zum Wassergeben auf seinen Herd zu beschränken. Obgleich die ganze Schlagkraft der Wehr auf die Kirche angesetzt war, konnten wir diese vor der Vernichtung durch das Feuer nicht halten. Die eng an der Kirche liegende Häuserreihe der Haupt- und der Bergstraße waren in höchster Gefahr. Vier Häuser hatten durch den Funkenregen Feuer gefangen. Bei dieser Abwehr kam auch der Stoßtrupp wieder zur Geltung. Mit Todesverachtung standen die Feuerwehr-Männer mit ihren Apparaten auf den Dächern und leisteten so dem gewaltigen Feuer im Verein mit dem Wasserstrahl der Motorspritze Widerstand.
Kellinghusen, den 12. August 1929 gez. Julius Fock, Brandwehrführer.

–> Siehe hierzu auch LINK

Ende der Pflichtfeuerwehr
Im Jahre 1930 wurde endlich die Pflichtfeuerwehr, die noch immer bestand, abgeschafft. In ihr mußte jede Person männlichen Geschlechts vom 24. – 45. Lebensjahr Dienst tun. Die zu einer Übung nicht erschienenen Feuerwehrmänner wurden polizeilich vorgeladen und mußten den Grund des Nichterscheinens angeben. Die Blütezeit hatte die Pflichtfeuerwehr um 1904, als ihr in 4 Branddistrikten und damit 16 Einsatzabteilungen insgesamt 351 Mann zur Verfügung standen. Die einzelnen Abteilungen wurden nach Straßenzügen aufgestellt und alarmiert.


Rede von Bürgermeister Strobel
Während der Generalversammlung am 24. Oktober 1931 in der Waffenhalle, sprach Bürgermeister Strobel ausführlich über das Feuerlöschwesen in Kellinghusen. Er stellte fest, daß in den letzten Jahren eine große Verjüngung in der Wehr stattgefunden habe. Ferner hob er die gewaltigen Fortschritte in der Feuerlöschtechnik seit 1924 hervor und erklärte, daß augenblicklich äußerste Sparsamkeit herrschen müsse. Ferner erklärte er, daß nach langen Bemühungen und Verhandlungen die Autodrehleiter in Auftrag gegeben werden konnte. Er mahnte die Wehr zur Kameradschaft, treuen Pflichterfüllung und Diensteifer, daß sie gegen jede andere, sogar besser ausgerüsteten Wehr, antreten könne.